Der vorliegende Text ist eine Kompilation aus Skizzen und Sentenzen, die kein Kontinuum, sondern eine Summe von Reflexionen darstellen, in denen Mensch und Welt auf literarisch-philosophischer Ebene hinterfragt und kommentiert werden.
Hierfür schien der Aphorismus (aphorismós = Abgrenzung, Unterscheidung, Lehrsatz, Bestimmung) ein geeignetes literarisches Medium, das die Wahrheiten nur andeutet und sich allen Behauptungen gegenüber verweigert. Der Aphorismus überflügelt die Wahrheit, bewahrt aber sein Potential an Paradoxien. Er möchte zeigen, daß jeder sich auf die Suche nach seiner eigenen Wahrheit begeben muß: ein ethischer Akt der Emanzipation und ein ästhetischer der Reflexion.
Indem er das Mysterium Welt spiegelt, ohne es zu bestimmen, erfüllt der Aphorismus seine mäeutische Funktion. Wie bei Montaigne, Gracián, Dávila, La Rochefoucauld, Cioran u. a. verfährt er poetisch und nicht hypothetisch: ein fragmentarisches Denken, das man wie Nietzsches Dialektik nicht wörtlich nehmen muß, das aber den Horizont gegenüber allen philosophischen Systemen erweitert und diversifiziert.