Die Alchemie nimmt in der europäischen Wissenschafts- und Kulturgeschichte mehr als nur die Position einer Vorläuferin der modernen Chemie ein. Sie entwickelte ein weitgespanntes Beziehungsgeflecht mit anderen Artes und Scientiae des Mittelalters sowie der fiktionalen Literatur. Trotzdem steckt die Erforschung der Alchemie und damit insbesondere die Erforschung ihrer Fachliteratur als Trägerin des alchemistischen Wissens noch immer in den Anfängen. Hier setzt die vorliegende Arbeit an, die einen Beitrag zur systematischen Erforschung der mittelalterlichen Alchemie im deutschen Kulturraum leisten soll.
Darin wird, nach einem kurzen Abriß zu Geschichte und Wesen der Alchemie, die Fachsprache der Alchemie als Fachsprache der Artes ausführlich dargestellt, wobei auch das sozialethische Verhalten der Alchemisten Berücksichtigung findet. Die deutsche alchemistische Fachliteratur des Mittelalters wird sehr detailliert besprochen. Sie unterteilt sich in zwei große Gruppen von Schriften, in deutsche Übersetzungen lateinischer Fachschriften und in genuin deutschsprachige Alchemica, für die sich keine direkten Vorlagen ermitteln lassen oder die, wie in den meisten Fällen, als Kompilate lateinischer Alchemica entstanden sind. Darüber hinaus werden auch Verflechtungen der mittelalterlichen Alchemie mit anderen Wissensgebieten, wie der Medizin (Iatrochemie), aufgezeigt. Anschließend wird diese Arbeit mit der Betrachtung verschiedener Gesichtspunkte abgerundet. Dazu zählen die Beziehungen zwischen der Alchemie und den Lehren des Paracelsus und der damit in Zusammenhang stehende Übergang von der Alchemie des Mittelalters zur neuzeitlichen Chemie. Hinzu kommt noch eine sich auf Beispiele stützende Darstellung des Verhältnisses zwischen der Alchemie und der deutschen Dichtung des Mittelalters. Den Abschluß bildet die Erstedition von drei kurzen alchemistischen Fachtexten. Ergänzt werden die Ausführungen durch eine systematische Zusammenstellung der Überlieferung mittelalterlicher deutscher Alchemica.