Der Liber aggregatus in medicinis simplicibus ist ursprünglich eine arabische Arzneimittellehre eines bis heute fast unbekannten Autors – der Titel gibt Serapion als Verfasser an. Der Text erreichte ab 1290 mit seiner lateinischen Übersetzung aus dem Arabischen durch Simon von Genua und den Juden Abraham aus Tortosa eine lehrbuchhafte Funktion für Ärzte und Apotheker; für letztere war das Werk sogar eine Pflichtlektüre.
Das Werk stellt eine Kompilation meist griechischer und arabischer Quellen dar, deren zahlreiche Handschriften seit dem Ende des 13. Jahrhunderts die hohe Wertschätzung des ps.-serapionischen Simplizienbuches bezeugen, das im 15. Jahrhundert zu den ersten Druckwerken gehörte, wobei der 1531 erschienene Druck von Otto Brunfels als der beste angesehen wird.
Das Werk besteht aus zwei Teilen, einem wesentlich kürzeren ersten Teil, der als theoretische Grundlage zu verstehen ist, als eine allgemeine Einführung in das wissenschaftliche Verständnis der Substanzen, insbesondere der Arzneien und ihren Wirkungen, die der Verfasser neben anderen Kriterien nach der Primärqualität in vier Grade mit je drei Stationen einteilt, wobei letztere Bruchteile der Grade darstellen und er darüber hinaus den Simplizia im Gegensatz zu Galen Doppelqualitäten zuweist.
Der zweite Teil hingegen ist eine spezielle Arzneimittellehre und widmet sich den einzelnen Arzneimitteln, die nach ihrer Herkunft aus den drei Naturreichen – Vegetabilia, Mineralia, Animalia – angeordnet sind. Die insgesamt 462 Abschnitte umfassen 365 pflanzliche, 49 mineralische und 48 animalische Kapitel, die neben den schon lange bekannten auch ganz neue Arzneimittel aufzeigen, Drogen, die erst durch arabische Ärzte in den Arzneimittelschatz gelangten.
Die Kompilation wurde, da sie die Materia medica des Dioskurides mit der medizinischen Theorie des Galen und mit arabisch-heilkundlichem Wissen vereinte, zu einem weitverbreiteten Fachbuch und trug damit entscheidend zur Rezeption der arabischen Medizin im Abendland bei.