Zeit und das Gefühl für ihren Ablauf, das Zeitgefühl also, bilden meiner Auffassung nach den entscheidenden Schritt vom tierischen zum menschlichen Bewusstsein. Die Erkenntnis von einer zeitlichen Abfolge der Vorgänge in der Natur war einerseits die Voraussetzung für rationelle Planung und logisches, dem Kausalitätsprinzip verpflichtetes Denken, andererseits aber auch der unausweichliche Anstoß zu den seither immer wiederkehrenden Fragen nach dem Woher, Wohin und dem Sinn unserer Existenz. Von dieser Überlegung ausgehend, ist der Autor bestrebt, eine Erklärung für bestimmte psychologische Phänomene wie Kultur, Religion, Ideologie zu finden. Deren stabilisierende Wirkung auf die menschliche Psyche war am Beginn der humanen Evolution eine zwingende Notwendigkeit, sonst wäre diese möglicherweise schon im Anfangsstadium gescheitert.
Die Voraussetzung für die Wirksamkeit dieses psychischen Kulturerwerbs ist ein seelischer Mechanismus der Selbstmanipulation, den der Autor „Logiplegie“ genannt hat und der im wesentlichen unbewusst abläuft. „Logiplegie“, oder banaler gesagt „Selbstbetrug”, war am Anfang der Menschwerdung zweifellos notwendig. Heute jedoch wird die Neigung des Menschen, sich durch religiös-ideologische Wahrheiten einen billigen Seelenfrieden zu erkaufen, zu einem jeden weiteren Fortschritt in Frage stellenden Problem. Davon ausgehend, versucht der Autor, eine neue Betrachtungsweise der menschlichen Natur, Kultur und Geschichte beziehungsweise deren weiteren wünschenswerten Verlauf zu entwickeln. Hier scheinen einerseits die Erkenntnisse von Teilhard de Chardin über die psychische Evolution, andererseits jene Beschreibungen von „Eusociality“ durch Edward O. Wilson eine Richtung zu weisen.